Durch die Klimakrise sterben Riffe massenweise ab. Ein malaysischer Forscher versucht, sie zu retten. ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ 
                                                           
 
 
 
 
 
 
Neue Perspektiven auf die Klimakrise
 
 
 
 

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Neugierde zählt zu den schönsten Dingen im Leben: dazulernen, die eigene Perspektive erweitern. Neue Erkenntnisse bedeuten manchmal aber auch, dass man von einer Meinung ablassen muss, die man vorher vielleicht ziemlich selbstbewusst vor sich hergetragen hat. Zugeben, dass man falsch lag, fällt vielen gar nicht so leicht.

Der Korallenriff-Ökologe Affendi Yang Amri, Protagonist der aktuellen Klima-Recherche von DATUM Breitengrade, hat jedenfalls eine ziemliche Kehrtwende hingelegt. Heute richtet er sein Leben nach einer Idee aus, die er zuvor 27 Jahre lang vehement abgelehnt hat.

Die Recherche von Annabelle Lee aus Malaysia dreht sich um das Absterben der Korallenriffe durch sich erhitzende Ozeane. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie sollen wir Menschen darauf reagieren? Küsten und Klima schützen – oder die beschädigten Korallen restaurieren?

   



Diese Frage ist eine Spielart einer Problematik, die in der Klima-Debatte so elementar ist wie das Salz im Nudelwasser: Reagieren wir auf die fortschreitende Klimakrise, indem wir Symptome lindern oder indem wir die Ursachen an der Wurzel packen?

Oft ist die Symptombekämpfung bequemer – CO2 kompensieren statt Emissionen reduzieren. Das begegnet uns im Alltag überall: vom Kauf „klimaneutraler“ Produkte über das Flüge-Kompensieren bis hin zum Hoffen auf „technologische“ Klima-Lösungen wie das Filtern von CO2 aus der Atmosphäre.

Nun kann man zurecht davor warnen, dass solche Methoden Klimaschutz ausbremsen können, eben weil sie nur Symptome bekämpfen und das Problem nicht an der Wurzel packen. Weil sie in vielen Fällen nicht mehr sind als Greenwashing. Und weil sie die falsche Sicherheit suggerieren, dass die Menschheit alles im Griff hätte, sie also weitermachen könnte wie bisher, solange nur genug CO2 kompensiert wird.

Der logische Schluss wäre also: lieber die Ursachen angehen, als Symptome zu bekämpfen – und um auf die aktuelle Breitengrade-Geschichte zurückzukommen: lieber Korallenriffe schützen und gar nicht erst sterben lassen, als sie später wiederzubeleben.

27 Jahre lang dachte das auch der Korallenriff-Ökologe Affendi Yang. Die aktuelle Breitengrade-Story erzählt, warum er seine Meinung änderte, und wie er jetzt mit seinem Team daran forscht, Korallen wiederzubeleben und resilienter zu machen.

Wie immer ist die Geschichte für Dich als Abonnent:in von DATUM Breitengrade freigeschaltet.

Herzliche Grüße
Manuel Kronenberg


PS: Wir freuen uns, wenn Du diesen Newsletter weiterleitest und so die Geschichten von DATUM Breitengrade auch Deinen Bekannten zugänglich machst.
 
 
 
 
MALAYSIA | 3°
 
 
 
 
 
 
 
 
Eine Arche für Korallen
 
 
 
 
Steigende Meerestemperaturen vernichten Korallenriffe. Der malaysische Korallenforscher Affendi Yang Amri versucht sie zu retten. Dabei setzt er auf Seeigel, schwebende Korallenbäume oder Netze, die UV-Strahlen abwehren. Von Annabelle Lee
 
 
 
 
3 FRAGEN AN DIE AUTORIN
 
 
 
 
„Die Malaysier wissen nicht viel über Korallensterben“
 
 
 
 
   
     
Annabelle Lee, wie bist du auf die Idee zur Recherche über die Wiederbelebung von Korallenriffen gekommen?

Andere Redaktionen im Water Crisis Project, zu dem die Recherche gehört, berichteten über Überschwemmungen, Wasserknappheit und dergleichen. Wir wollten eine andere Dimension einbringen und über Korallen schreiben, auch weil sie im IPCC-Bericht sehr präsent sind. Das ist mein erster Artikel über Umweltthemen. Normalerweise spreche ich mit vielen Politiker:innen oder Anwält:innen über Korruption und Menschenrechte, aber dieses Mal habe ich mich mit vielen Universitätsprofessor:innen ausgetauscht.

Ist in der malaysischen Gesellschaft bekannt, dass ein drastisches Korallensterben bevorsteht?

Wie so viele in Malaysia, tauche ich gerne und gehe gerne an den Strand, aber mich als Journalistin mit dem Meer zu beschäftigen, war neu für mich. Vor meiner Recherche wusste ich über Korallen vieles nicht – genau wie die meisten Malaysier. Wenn man über Umweltprobleme in Malaysia spricht, denkt man zuerst an Abholzung und Forstwirtschaft. Viel Wald wird abgeholzt, damit Hotels und andere Immobilien gebaut werden können. Das ist extrem sichtbar für alle.

Eine deiner Interviewpartner:innen bei deiner Recherche ist Beamtin und behauptete, dass die Klimakrise nicht die Hauptgefahr für Korallen wäre. Dabei ist das Gegenteil sehr gut belegt und es herrscht großer Konsens unter Wissenschaftler:innen. Wie bist du mit ihrer Aussage umgegangen?

Als ich mit ihr sprach, wusste ich: Die Auswirkungen der Klimakrise auf die Korallenriffe sind drastisch und es wird nicht genug dagegen getan. Das haben mir viele Wissenschaftler:innen gesagt. Ich wollte wirklich wissen, was die Regierung tut und darüber denkt. Ich war froh, überhaupt mit ihr sprechen zu können, denn normalerweise ist es wirklich schwer, mit diesen Regierungsstellen ins Gespräch zu kommen. Sie ist so etwas wie eine Aufseherin von Meeresschutzgebieten. Sie sieht jeden Tag, dass die chemische Verschmutzung und der Müll die Korallen stark beeinträchtigen. Das ist sicher wahr. Aber sie glaubt, dass die Klimakrise weit weg ist. Das zeigt, dass die Regierung und ihre Abteilung die Klimakrise nicht ernst genug nehmen.
 
 
 
 
ZAHL DES MONATS
 
 
 
 
 
Schon vor 41 Jahren hat der Mineralöl-Konzern ExxonMobil die Erhitzung des Klimas beeindruckend genau vorhergesagt. 

Der Konzern hat in den 1970er- und 1980er-Jahren selbst Studien zur Erhitzung des Klimas durchgeführt. Vor kurzem haben Forscher:innen Dokumente des Konzerns ausgewertet und festgestellt: ExxonMobil hat den CO₂-Anstieg wie auch die daraus resultierende Klima-Erwärmung ziemlich treffend prognostiziert. Der Konzern weiß also schon seit langem, dass sein Öl- und Gas-Geschäft dem Planeten drastischen Schaden zufügt. Dennoch ließ er nicht von diesem Geschäft ab – und startete stattdessen Desinformationskampagnen, um Zweifel an der menschengemachten Klimakrise zu säen. Mehr dazu zum Beispiel bei ZEIT Online.
 
 
 
 
KANADA | 46°
 
 
 
 
Gefährliche Ablenkung beim Naturschutz
 
 
 
 
Im Dezember tagten die UN-Staaten in Montreal auf der 15. Welt-Biodiversitätskonferenz (COP15). Zentrales und von vielen gefeiertes Ergebnis der Verhandlungen: das 30x30-Ziel. Bis 2030 sollen 30 Prozent der weltweiten Landes- und Meeresgebiete unter Naturschutz gestellt werden.

Fiore Longo, Aktivistin für die Rechte indigener Menschen, fürchtete sich bereits vor dem Ende des Gipfels vor diesem Ergebnis. Es sei eine gefährliche Ablenkung, schreibt sie bei African Agruments. Denn bislang, wenn Flächen unter Naturschutz gestellt wurden, habe dies zu oft bedeutet, dass indigene Gemeinschaften von ihrem Land vertrieben wurden, das sie seit Langem bewohnten und beschützten und so dort für den Erhalt der Artenvielfalt sorgten.

Außerdem könnten Regierungen und Konzerne dank der „Schutzgebiete“ behaupten, dass Fortschritte gemacht würden, ohne etwas gegen die wahren Ursachen der Umweltzerstörung unternehmen zu müssen: gegen die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und den wachsenden Überkonsum.

ZU AFRICAN ARGUMENTS
 
 
 
 
SIERRA LEONE | 7°
 
 
 
 
Klimahilfen: Wie, nicht nur wie viel
 
 
 
 
Im vergangenen November schrieben wir in Ausgabe #10 von DATUM Breitengrade, was es bedeutet, wenn Hilfsgelder für von Klimakatastrophen betroffene Gebiete fehlen. Dieser Artikel des Online-Magazins Mongabay führt nach Sierra Leone, wo mit US-amerikanischen Hilfsgeldern über viele Jahre lang zum Schutz vor Fluten Mangrovenbäume gepflanzt und Dämme gebaut wurden.

Doch nachdem das Projekt abgeschlossen war, wurden die Bemühungen in wenigen Jahren zunichte gemacht – entweder weil Mangrovenbäume aufgrund der wirtschaftlich prekären Lage von den Menschen vor Ort wieder abgeholzt wurden, oder weil sich niemand um sie kümmerte und Sonne und Salzwasser ihnen zusetzten. Der Text zeigt, dass es nicht nur wichtig ist, wie viel Hilfsgelder fließen, sondern auch wie die finanzierten Projekte durchgeführt werden.

ZU MONGABAY
 
 
 
 
BRASILIEN | -3°
 
 
 
 
Die Lunge der Erde ist außer Atem
 
 
 
 
Im vergangenen Jahr erschien eine viel beachtete Studie zu Kippelementen in Erdsystemen, die Rückkopplungseffekte bei der Klima-Erhitzung auslösen können. In Ausgabe #08 schrieben wir darüber. Laut Studie ist es wahrscheinlich, dass sechs Kippelemente überschritten werden, selbst wenn die Menschheit das Pariser Abkommen einhält (1,5 bis 2 Grad Erhitzung).

Ein mögliches Kippelement ist der Amazonas-Regenwald, der von einer CO2-Senke zum -Emittenten werden und sich in eine Grassavanne verwandeln könnte. Doch es ist gar nicht so einfach, den Gesundheitszustand dieses riesigen Waldes zu messen. Die Reportage in der New York Times begleitet eine Wissenschaftlerin, die sich deshalb für eine abenteuerliche Forschungsmethode entscheidet und die CO2-Konzentration direkt aus der Luft über den Baumwipfeln misst, um herauszufinden, wie es um die „Lunge der Erde“ bestellt ist.

ZUR NEW YORK TIMES
 
 
 
 
FEEDBACK?
 
 
 
 
Dann antworte einfach auf diese Mail. Wir freuen uns auf Deine Nachricht! Die nächste Ausgabe erscheint am 17. Februar.

Dieser Newsletter wurde Dir weitergeleitet? Jeden Monat berichten wir, Katharina Brunner und Manuel Kronenberg, über die Ursachen, Folgen und die Bekämpfung der Klimakrise.

Abonniere diesen Newsletter kostenlos und erhalte freien Zugriff auf alle Breitengrade-Geschichten von DATUM.

  https://datum.at/breitengrade/  
 
 
 
 
ABO · Impressum & Disclaimer · Datenschutz · Newsletterprofil aktualisieren · Abmelden
 
 
 
 


(c) Satzbau Verlags GmbH