Wie die ältesten Lebewesen der Erde dabei helfen könnten, unseren Planeten zu retten. ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ 
                                                           
 
 
 
 
 
 
Liebe Leserin, lieber Leser,

hast Du schon einmal davon gehört, dass die ältesten Lebewesen der Erde die sind, die dabei helfen könnten, unseren Planeten bewohnbar zu halten? Ich war mehr als überrascht zu hören, dass es die Pilze und noch viel mehr ihre Wurzeln sind! Kein Wunder, in Österreich denkt man bei Pilzen als erstes daran, ja keine giftigen zu sammeln, Italien und Tschechien hingegen sind eher pilz-freundliche Länder. Das sagt auch die Pilzforscherin Irmgard Greilhuber, mit der ich während meiner Recherche für DATUM ein langes Interview geführt habe. Dabei seien nur 20 von den 4.500 Pilzarten in Österreich, die sie erfasst hat, wirklich giftig, also 0,4 Prozent.

Was mich fasziniert hat: Wenn man Pilze in der Landwirtschaft mitdenkt, ändert das alles. Sie ändern den Blick auf den Boden, auf den jedes Leben angewiesen ist, komplett. Und so verändern sie auch den Blick auf die Klimakrise. Pilze geben Hoffnung.
 
 
 
 
Der japanische Reishi-Pilz wächst in Baumstämmen und wird in Tees und Medizin verwendet. © Tyroler Glückspilze
 
 
 
 
Dabei sind sind weder Tiere noch Pflanzen, ihre Wurzeln, das Pilzmyzel, bilden ein eigenes Königreich. Forschende sprechen vom „Fungi-Kingdom“, das Nährstoffe unter der Erde verteilt, menschengemachte Schadstoffe abbauen kann, Symbiosen mit Pflanzen eingeht.

Um das alles zu leisten, braucht das Myzel Platz. Doch der wird ihm – vor allem durch die Landwirtschaft – zunehmend genommen. Mehr dazu kannst du in meiner aktuellen Breitengrade-Recherche lesen:
 
 
 
 
NO FUNGI, NO FUTURE
 
 
 
 
Ein gesundes Pilzgeflecht und konventionelle Landwirtschaft sind schwer vereinbar. Würde man den gesunden Boden in den Vordergrund stellen, müssten wir unsere Landwirtschaftsformen komplett umstrukturieren.

Um herauszufinden, wie das funktionieren kann, werden wir in diesem Newsletter das Fungi-Kingdom tiefgehender erkunden – und reisen dafür nach Chile, Indien und Benin.
 
 
 
 
„Alles Leben, das du um dich herum siehst – das gesamte Klima und die Biosphäre – wird von Organismen, die im Boden leben, reguliert, stabilisiert und geschaffen.“
 
 
 
 
Merlin Sheldrake, Autor und Biologe
 
 
 
CHILE
Flora, Fauna und Funga
 
 
 
 
 
 
 
 
In einem Wald in Chile vermessen Forscher:innen das Pilzgeflecht, sie nehmen Proben der Erde oder hören das Leben in einem scheinbar toten Holzstamm. „Wie die Verdauung hört es sich an“, kommentiert Merlin Sheldrake, einer der Forscher:innen, die Geräusche des Myzels. Ohne Myzel würde die Welt in Holzresten, Laubhaufen und anderer Biomasse untergehen.

Sheldrake ist Teil der Society for Protecting the Underground Network (SPUN) und Autor des New York Times-Bestsellers „Verwobenes Leben: Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen“. Mit einem großen Team an Forschenden vermisst er das globale Pilzgeflecht. Im Video kannst du mehr über das Fungi-Kingdom erfahren – und dem Myzel-Soundtrack lauschen:

Forscher*innen vermessen das Fungi-Kingdom
 
 
 
 
Dass Pilze noch so unerforscht sind, liegt auch daran, dass sie im wissenschaftlichen Diskurs nie so viel Aufmerksamkeit bekommen haben wie Pflanzen und Tiere. Abhilfe schaffen kann da vielleicht die Initiative der International Union for Conservation of Nature (IUCN). Sie hat 2021 offiziell verkündet, eine „mykologisch-inklusive Sprache“ zu verwenden. Grob gesagt heißt das: Statt „Flora und Fauna“ soll es nun „Flora, Fauna und Funga“ heißen.
 
 
 
 
ZUM VIDEO
 
 
 
 

Chile ist bislang die einzige Regierung der Welt, die Pilze in die Umweltgesetzgebung miteinbezieht. Das liegt auch an der Geschichte des Landes: Für die Mapuche, eine indigene Gruppe, die in Chile, Argentinien und Patagonien ansässig ist, war es schon immer wichtig, Pilzvielfalt zu bewahren. „Pilze machen Musik, also müssen auch wir Musik für sie machen“, zitiert Don Tali, einer der Ältesten in seinem Stamm, seinen Großvater. Wie diese Musik klingen kann, ist ebenfalls im Video zu hören.
 
 
 
INDIEN
Pilze lieben Abwechslung
 
 
 
 
 
 
 
 
Auch auf Ackerflächen leben Pilzgeflechte. Die Mykorrhiza-Pilze zum Beispiel gehen mit rund 80 Prozent aller Pflanzenarten Symbiosen ein und helfen ihnen dabei, Nährstoffe aus der Erde aufzunehmen. Die Pilzwurzeln wachsen rund um Pflanzenwurzeln, wodurch diese besser gedeihen, Getreidepflanzen etwa werden durch die Wurzeln ertragreicher.

Um Ernährungssicherheit zu gewährleisten, sollte Landwirtschaft also Pilzmyzel nicht zerstören, sondern schützen und fördern. Denn auf lange Sicht brauchen wir gesunden Boden und so auch die Pilzwurzeln, um uns zu ernähren.
 
 
 
 
Getreideernten weltweit in Millionen Tonnen.Quelle: Statista.
 
 
 
 
Nicht immer dieselbe Pflanze in den Boden zu setzen, also die Fruchtfolge zu ändern, hilft dabei, das Pilzgeflecht unter der Erde gesund zu halten. Doch weltweit machen ein paar wenige Getreidesorten 90 Prozent der Getreideernten aus: Nummer eins ist Mais, gefolgt von Weizen und Reis.

In Indien versucht man nun Abwechslung zu schaffen und den Hirseanbau wiederzubeleben. Hirse war traditionell in Indien und vielen Regionen Afrikas ein weit verbreitetes Getreide, doch die Kolonialmächte bevorzugten Mais und Weizen. Dabei ist Hirse wesentlich reicher an Kalzium und anderen Nährstoffen. Hirse braucht und entzieht dem Boden außerdem wesentlich weniger Wasser und ist damit resistenter gegen die Klimakrise, in der Hitzeperioden immer häufiger werden. Auch das Myzel erweist sich dann als sehr nützlich: Wenn wenig Wasser im Boden ist, hilft es, die Feuchtigkeit zu verteilen.
 
 
 
 
ZU THE LOCAVORE
 
 
 
 
Hirse ist wesentlich reicher an Kalzium und anderen Nährstoffen als Reis, Mais oder Weizen. Hirse braucht und entzieht dem Boden außerdem wesentlich weniger Wasser und ist damit resistenter gegen die Klimakrise, in der Hitzeperioden immer häufiger werden. Auch das Myzel ist dann von großem Nutzen: Wenn wenig Wasser im Boden ist, hilft es, die Feuchtigkeit zu verteilen.
 
 
 
BENIN
Pilze für Unabhängigkeit
 
 
 
 
 
 
 
 
Pilze sind Hoffnungsträger. Sie verringern CO2 in der Luft, sie können sogar Plastik oder Kerosin im Boden abbauen. Nicht nur ihre Wurzeln sind wichtig für die Landwirtschaft, auch ihre Früchte, die Pilze, also das, was wir von ihnen sehen, werden oft unterschätzt. In den Wäldern in Benin, in Afrika, werden nur zwei Prozent der 40 essbaren Pilzarten verzehrt, sagt die Mykologin Olyvia Gwladys Fadeyi im Guardian.
 
 
 
 
ZU THE GUARDIAN
 
 
 
 
Weil die Pilzernte ganzjährig möglich ist, will die Mykologin Frauen mit Wissen ausstatten, um Pilzernte in Wäldern zu betreiben. Das soll sie unabhängiger machen von Getreide- und Reishändlern. Außerdem sind Pilze in Benin reich an Nährstoffen, was für die Ernährungssicherheit und Nährstoffversorgung bei knappen Ressourcen an Bedeutung gewinnt, wie Fadeyi in einer Studie herausgefunden hat.
 
 
 
 
Breitengrade-Quiz
 
 
 
Wie viele neue Pilzarten werden jedes Jahr weltweit entdeckt?
 
 
 
 
A) ca. 500
B) ca. 2.000
C) ca. 10.000

Schick uns eine Mail mit deiner Antwort an breitengrade@datum.at. Unter allen richtigen Antworten verlosen wir ein kostenloses Test-Abo von DATUM. Die Auflösung für alle gibt es im nächsten Newsletter.
 
 
 
 
Feedback?
 
 
 
 
Wir haben diesen Newsletter frisch überarbeitet, mit eurem Feedback: Diese Ausgabe von DATUM Breitengrade ist die erste mit neuem Konzept. Wie hat sie dir gefallen?

Antworte einfach auf diese Mail. Wir freuen uns auf deine Nachricht!

Dieser Newsletter wurde dir weitergeleitet? Jeden Monat gehen wir, Katharina Brunner und Manuel Kronenberg, auf globale Erkundungsreise und finden für dich die spannendsten und wichtigsten Inhalte zur Klimakrise.
 
 
 
 
ABONNIEREN
 
 
 
 
Abonniere diesen Newsletter kostenlos und erhalte freien Zugriff auf alle Breitengrade-Geschichten von DATUM. Die nächste Ausgabe erscheint am 19. Mai.

Herzliche Grüße
Katharina Brunner
 
 
 
 
ABO · Impressum & Disclaimer · Datenschutz · Newsletterprofil aktualisieren · Abmelden
 
 
 
 


(c) Satzbau Verlags GmbH