Manche Gruppen der Gesellschaft trifft die Klimakrise stärker. Warum könnten ihre Perspektiven Klima- und Katastrophenschutz für alle besser mache? ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ 
                                                           
 
 
 
 
 
 
Liebe Leserin, lieber Leser,

als die Fridays-For-Future-Demonstrationen 2018 begannen und gefühlt alle auf die Straße gingen, hatte ich den Gedanken: Der Kampf gegen die Klimakrise ist einer, der es schaffen kann, alle Gruppen in der Gesellschaft zusammenzubringen. Denn es ist ein Kampf für den Planeten. Und den brauchen wir alle zum Leben, oder? Die Klimakrise trifft uns alle gleich, dachte ich. Da ist es egal, welche Sprache du sprichst, welche Hautfarbe du hast, woher du kommst und wo du lebst. 

Bald darauf, als ich mich mehr und mehr mit der Klimakrise beschäftigte, erkannte ich, wie gewaltig ich mich geirrt hatte. Wie ungleich uns die Klimakrise trifft, darum geht es auch in meiner aktuellen Breitengrade-Recherche: Hitze erleben obdachlose und wohnungslose Menschen ganz anders als die, die sich in ihre sicheren, kühlen Wohnungen und Häuser zurückziehen können. Kühle Natur – zu diesem Luxus haben nicht alle Zugang. Ich bin auf ein Projekt in Niederösterreich gestoßen, das das ändern will. Als Abonnent:in kannst du den ganzen Text kostenlos lesen. 
 
 
 
 
UNGEKÜHLT
 
 
 
 
Menschen, die in keiner Wohnung leben oder nur zeitweise irgendwo unterkommen, werden auch als vulnerable Gruppe bezeichnet. Übersetzt heißt das, sie sind besonders “verletzlich”. Dazu gehören mehrere Sub-Gruppen: Menschen mit geringem Einkommen, Frauen, Kinder, ältere Menschen, chronisch kranke Menschen oder Menschen mit Behinderungen zum Beispiel. Vulnerabel – das hat auch einen Beigeschmack. Es klingt so, als wären diese Menschen passive Opfer. Dabei sind sie es oft, die den Klimaschutz stark voranbringen können.
 
 
 
 
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Wie und warum – darum geht es am Ende dieses Newsletters. Zuvor erfahren wir mehr über die Perspektiven und Erlebnisse von Menschen, die von Katastrophen und ihren Folgen härter getroffen werden. Dafür reisen wir nach Indonesien, Pakistan und Ecuador.
 
 
 
INDONESIEN
„Wir müssen ständig vorsichtig sein. Das macht Angst.“
 
 
 
 
 
 
 
 

Was, wenn das Hörgerät wegen des starken Regens nicht mehr funktioniert? Was, wenn das hohe Wasser das Gehen mit Gehhilfe unmöglich macht? Was, wenn der Stock, der blinde Menschen im Alltag begleitet, in der Flut keine Orientierung mehr gibt? Und wie die Sirene hören, wenn man gehörlos ist?

 
 
 
 
Geschichten darüber, wie Menschen mit Behinderungen von Fluten oder anderen extremen Wetterereignissen betroffen sind, liest und sieht man kaum in Medien. Umso wertvoller sind sie. Im Video des Global Disability Hub erzählen Betroffene darüber, wie es ihnen während der Überschwemmungen der letzten Jahre in der indonesischen Stadt Banjarmasin ergangen ist.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
ZUM VIDEO 
 
 
 

PAKISTAN
Fluten machen Ungerechtigkeiten sichtbar
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Zwischen Juni und August 2022 überschwemmte ein Monsunregen Pakistan. Wegen heftiger Fluten stand ein Drittel des Landes unter Wasser. 33 Millionen Menschen waren und sind teilweise noch immer betroffen.

Zuvor hatte die Bevölkerung eine Hitzeperiode durchgestanden. Für ältere Menschen ist schon die Hitze schwerer auszuhalten, ihre Körper können sie weniger gut regulieren. Die Flut setzte ihnen noch einmal mehr zu: Vielen schwemmte sie das gesamte Hab und Gut weg, so auch Medikamente, die viele ältere Personen täglich brauchen. 

Ebenso sind Krankheiten wie Malaria, die sich nach den Fluten rasant verbreiten, für Ältere mit schwachem Immunsystem oft lebensbedrohlich. Nur 2,6 Prozent der Älteren in Pakistan beziehen eine Pension. Das heißt, viele haben kein Einkommen, was den Wiederaufbau und ihre Versorgung nach der Flut erschwert, hält eine Studie von HelpAge International fest.
 
 
 
 
Ein Drittel von Pakistan stand so hoch unter Wasser, sodass von Häusern nur noch die Dächer sichtbar waren.
 
 
 
 
Auch für Frauen haben Katastrophen oft vielschichtige Folgen. Die Klimakrise macht bereits bestehende Benachteiligungen und Ungerechtigkeiten noch sichtbarer. Die Vereinten Nationen halten fest, dass es 14-mal wahrscheinlicher ist, dass Frauen und Kinder sterben. Etwa weil sie zu spät gewarnt werden oder nicht schwimmen können. Über die Flut in Pakistan wurde berichtet, dass Frauen und ältere Menschen in Pakistan als Letzte evakuiert wurden. 
Auch die Suche nach Zuflucht war schwieriger für sie: Gesellschaftlich ist es nicht akzeptiert, dass alleinstehende Frauen in Unterkünften Platz finden, in denen auch Männer versorgt werden, die nicht Teil ihrer Familie sind. Schutzorte nur für Frauen fehlten jedoch.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
ZUR GESCHICHTE
 
 
 

ECUADOR
Die kostbare Resilienz-Linse
 
 
 
 
 
 
 
 
Vulnerable Gruppen – der Begriff greift eigentlich zu kurz, denn ihre Perspektiven sind oft die, die Klima- und Katastrophenschutz für alle besser machen können. Denn wenn politisch Verantwortliche einen Klima- und Katastrophenschutz gestalten, der sich an vulnerablen Gruppen orientiert, dann ergibt sich ein ganz anderer Zugang.
 
 
 
 
Zum einen wird man sich bewusst, dass nicht alle gleich betroffen sind und auch andere (Schutz)Maßnahmen brauchen. Ein Bewusstsein für unterschiedliche Vulnerabilität verstärkt auch den Fokus auf Resilienz. Ein Artikel im Wissenschaftsjournal Nature benennt es so: “resilience lens". Klar erkennen, wen es warum härter trifft – zum Beispiel während und nach Flutkatastrophen – sei notwendig und fördere die Verteilungsgerechtigkeit auch für den Wiederaufbau nach einer Katastrophe. Auf lange Sicht sei es ein Weg, wie Gesellschaften resilienter werden.
Die Autor:innen schlagen vor, Schutzmaßnahmen vor Hochwasserrisiken auf die sozial Schwächsten auszurichten, anstatt auf die ohnehin Wohlhabenden und Privilegierten. Warum das nicht längst passiert? Ein Grund ist sicher folgender: In den Machtpositionen sind die vulnerablen Gruppen und ihre Perspektiven selten bis nie vertreten. 
 
 
 
 

 
 
 
 
Politische Ämter werden immer noch in den meisten Fällen von privilegierten Männern bekleidet. Vor allem in den westlichen Industriestaaten, die auch im globalen Klimaschutz mehr mitentscheiden. Ein Beispiel: In den USA liegt der Frauenanteil im Parlament bei nur 27 Prozent. Dabei sieht man in vielen Fällen, dass Frauen in politischen Ämtern vermehrt für besseren Klimaschutz sorgen.
 
 
 
 
ZUM VIDEO
 
 
 
 

In Ecuador verhinderte zum Beispiel Nemonte Nequino, die auch dem indigenen Stamm Waorani angehört, dass kostbarer Regenwald abgeholzt wurde. Dafür hat sie 2020 einen Umweltschutz-Preis bekommen. In diesem Video wird sie porträtiert. Weitere Gründe, warum Frauen eine essenzielle Rolle in Entscheidungen für Klimaschutz spielen sollten, kannst du hier nachlesen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Breitengrade-Quiz
 
 
 
Wie groß ist der Frauenanteil im Europäischen Parlament?
 
 
 
 
A) 21 Prozent
B) 36 Prozent
C) 66 Prozent

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Auflösung Quiz #16: Laut Welt-Biodiversitätsrat (IPBES) existieren schätzungsweise 1,7 Millionen unentdeckte Viren, von denen 800.000 das Potenzial haben, auch Menschen zu infizieren.
 
 
 
 
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Die nächste Ausgabe erscheint am 13. Juli. Bis dahin, vielen Dank fürs Lesen!

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Herzliche Grüße und bis bald
Katharina Brunner
 
 
 
 
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