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Neue Perspektiven auf die Klimakrise
 
 
 
 

Liebe Leserin, lieber Leser,

den ganzen Sonntag verbrachte ich im Wald. Wie immer kommt mir die Stadt danach besonders laut vor und ich wünsche mich dorthin zurück. Der Wald tut unserer Psyche gut, das haben einige internationale Studien herausgefunden. Die Münchner Universität analysierte letztes Jahr mehrere Studien dazu, die Oxford University Press hat schon 2016 ein Buch über die Wirkung von Natur und Wald auf die Gesundheit der Bevölkerung herausgegeben. In Japan ist Shinrin-yoku, übersetzt Waldbaden, schon lange Teil von Therapien.

Während der Wald die menschliche Seele streichelt, ist er für viele Tierarten schlicht der letzte Lebensraum. Wie der Phnom-Tamao-Wald in Kambodscha. Der neue Breitengrade-Text im Oktober erzählt davon, wie Bürger:innen ihn vehement beschützen.
 
   
 


Der Plan der Regierung: Hochhäuser sollen eine neue Stadt formen, wo bisher seltene Tierarten einen letzten Zufluchtsort im Land fanden. In Österreich und für Europa ist das Wildnisgebiet Dürrenstein Lassingtal ein solcher Ort: Das Zuhause des Alpensalamanders, Steinadlers, des Luchs und seltener Hühner- und Vogelarten. Seit 2017 hat Österreich damit ein Weltnaturerbe.
In Kambodscha stellten Naturschützer:innen zu Beginn der Rodung Kamerafallen auf, zeigten Bilder mit seltenen Tieren und machten die Relevanz des Waldes erneut sichtbar. Auch die Abholzungsarbeiten konnte man sich mit hochgeladenen Videos quasi in Echtzeit im Internet ansehen. Bilder, die die Bevölkerung dazu bewegten, selbst zu posten: Auf Tiktok wurden Beiträge mit dem Hashtag #SavePhnomTamao 3,1 Millionen Mal angesehen.

In diesem Fall haben sich die wahrscheinlich langen Bildschirmzeiten am Smartphone der einzelnen Bürger:innen gelohnt: Der Premierminister hielt dem Druck aus den Sozialen Netzwerken nicht mehr stand und stoppte die Rodung.

Weiter reisen wir in diesem Newsletter ins Amazonas-Gebiet, ins All, nach Portugal oder auf die Viennale in Wien und nach Großbritannien. Komm mit!

Liebe Grüße und spannende Lektüre
Katharina Brunner


PS: Ich und mein Kollege Manuel freuen uns, wenn du diesen Newsletter weiterleitest und noch mehr Menschen die Breitengrade-Geschichten lesen. Danke, dass du bereits mitliest!
 
 
 
 
Kambodscha |11°
 
 
 
 
 
 
 
 
Aufgebäumt
 
 
 
 
Als Kambodschas Regierung einen geschützten Wald zur Rodung freigibt, fällt die öffentliche Empörung heftig aus. Jetzt sorgt die Wiederaufforstung für neue Probleme. Von Anton L. Delgado
 
 
 
 
3 FRAGEN AN DEN AUTOR
 
 
 
 
„Ich weiß nicht, wie lange diese Hoffnung anhalten wird, aber sie ist da“
 
 
 
 
   
     
Anton Delgado, was hast du persönlich bei deiner Recherche zu Phnom Tamao gelernt?

Ich habe wieder gemerkt, wie viel mehr Zeit solche gründlichen Recherchen im Gegensatz zu tagesaktuellen Berichten brauchen. Der Fall Phnom Tamao zeigt aber, wie wichtig diese Art von Arbeit ist. Die Berichterstattung war entscheidend für die Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Ohne die ausführlichen Medienberichte hätten wir wahrscheinlich weder den massiven öffentlichen Aufschrei noch das plötzliche Eingreifen des Premierministers erlebt. Es ist also enorm wichtig, in diese Art von Arbeit zu investieren.

Hast du dich bei deiner Recherche vor Ort unsicher gefühlt?

Erst dachte ich, dass diese Recherche nicht sehr gefährlich sein würde. Aber ein paar Tage nachdem ich vor Ort im Phnom Tamao war, wurden fünf Journalist:innen verhaftet, die genau das Gleiche taten wie ich, nämlich über die Aufforstung berichten.

Umweltjournalismus ist in Kambodscha sehr riskant, weil man mit ziemlicher Sicherheit politische und wirtschaftliche Interessen durchkreuzt. Als Reporter:innen müssen wir deshalb ständig die Gefahr im Auge behalten und das Risiko unserer Arbeit sorgfältig abschätzen.

In der Vergangenheit wurden Journalist:innen immer wieder verhaftet und inhaftiert oder sogar getötet. Mir macht das manchmal wirklich Angst, vor allem, wenn ich vor Ort recherchiere. Aber man kann diese Art von Arbeit nicht vom Schreibtisch aus machen, man muss nach draußen gehen.

Glaubst du, dass deine Arbeit etwas bewirkt?

Und wie. Im Fall von Phnom Tamao hat die Berichterstattung dazu geführt, dass der Wald gerettet wurde. Und jetzt gibt es ein Gefühl der bescheidenen Hoffnung im Land. Ich nehme wahr, dass Menschen glauben, dass man Umweltschutz gegen wirtschaftliche Interessen durchsetzen kann. Vor Phnom Tamao war das nicht der Fall. Die meisten Menschen blickten nicht sehr positiv in die Zukunft des Landes und hatten Angst, ihre Stimme zu erheben. Das ist jetzt anders. Die Menschen fühlen sich gestärkt. Ich weiß nicht, wie lange diese Hoffnung anhalten wird, aber sie ist da, wenn auch vielleicht nur für einen Moment.
 
 
 
 
ZAHL DES MONATS
 
 
 
 
 
Meilen sind Richter:innen und Anwält:innen durch das nördliche Amazonasgebiet gereist – im Rahmen des „Rights of Nature Tribunals“.
Das „Tribunal“ will, ähnlich wie eine UN-Delegation,Verletzungen der Natur untersuchen und so Öffentlichkeit dafür schaffen. Die Global Alliance for the Rights of Nature (GARN), ein weltweites Netzwerk von Wissenschaftler:innen, Jurist:innen, Organisationen und Privatpersonen, initiierte das Projekt. GARN will die Beziehung zwischen Menschen und dem Planeten verändern. Wälder, Flüsse, wilde Tiere sollen zum Beispiel ein Recht auf Regeneration und ein gesundes Leben haben. Im Zuge der Reise ließen sich Jurist:innen Fälle erzählen, in denen Rechte der Natur verletzt wurden. Die Ergebnisse der Gespräche, die sie vor allem mit indigenen Gruppen führten, haben sie am 10. Pan-Amazonien-Forum Ende Juli in der Provinzhauptstadt Belém vorgestellt.

ZU INSIDE CLIMATE NEWS
 
 
 
 
UNIVERSUM
 
 
 
 
Poseidon schaut dem Meer von oben zu: Es steigt
 
 
 
 
Der Meeresspiegel steigt. Vor genau 30 Jahren starteten Wissenschaftler:innen und Ingenieur:innen einen neuen Satelliten, um das Ansteigen und Abfallen der Meere im Laufe der Zeit zu untersuchen. Früher war das nur von der Küste aus möglich. TOPEX/Poseidon startete am 10. August 1992 in den Weltraum und begann mit einer 30-jährigen Aufzeichnung der Höhe der Meeresoberfläche auf der ganzen Welt. Die Beobachtungen kann man anschauen. Sie haben auf globaler Ebene bestätigt, was Wissenschaftler:innen zuvor von der Küste aus gesehen hatten: Die Meere steigen, und das Tempo wird immer höher. Mit Hilfe der Beobachtungen der letzten 30 Jahre soll auch die Zukunft besser eingeschätzt werden.

ZUR NASA-WEBSITE
 
 
 
 
GROSSBRITANNIEN | 52°
 
 
 
 
Wissenschaft des Chaos
 
 
 
 
So geordnet, simpel oder schwarz und weiß wie die Welt oft auf Social Media oder in der Politik gezeigt wird, ist sie gar nicht. Und schon gar nicht die Klimakrise. In seinem neuen Buch „The Primacy of Doubt“ (Das Primat des Zweifels) argumentiert der Klimaphysiker Tim Palmer, dass die „Wissenschaft der Ungewissheit“ in der Öffentlichkeit viel zu wenig gewürdigt wird, obwohl sie in fast allen Forschungsbereichen eine zentrale Rolle spielt. Wenn wir uns die Ungewissheit zu eigen machen und uns die „Wissenschaft des Chaos“ zunutze machen, so Palmer, könnten wir neue Erkenntnisse über die Welt gewinnen – von der Klimakrise über neu auftretende Krankheiten bis hin zum nächsten Wirtschaftscrash.

ZU THE SCIENTIFIC AMERICAN
 
 
 
 
PORTUGAL | 39°
 
 
 
 
2069: Traumberuf Feuerwehrmann
 
 
 
 
Jahr 2069: Portugal wird eine Regierung haben, die gelernt hat, „auch die Feuer der Klimakrise mit brennender Leidenschaft zu löschen.“ So beginnt Robert Weixlbaumer die Beschreibung vom Film Fago-Fátuo (Irrlicht) im Programm der Viennale in Wien. Dort ist am 25. und 28. Oktober der Film des Regisseurs João Pedro Rodrigues, auch bekannt für seinen Film O FANTASMA, zu sehen. Er zeichnet in seinem beziehungsreichen „Fantasie Musical“ den Weg in die postkoloniale Gesellschaft. Seit Mai ist der Film auf Festivals und in ausgewählten Kinos zu sehen. Der junge Prinz Alfredo will Feuerwehrmann werden, dabei begegnet er der Liebe zu Bäumen und anderen Leidenschaften. 

ZUR WEBSITE DER VIENNALE
 
 
 
 
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