Wie kann Landwirtschaft sich wirklich gut um Menschen und Natur kümmern? Kleinbäuerinnen wollen Teil der Lösung statt Teil des Problems sein. Wie geht das? ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ 
                                                           
 
 
 
 
 
 
Liebe Leserin, lieber Leser,

in meinen fast 28 Jahren auf dieser Welt habe ich erlebt, wie die Maschinen und Traktoren meines Vaters – eines Bio-Bauern, dessen Hauptberuf die Landwirtschaft ist – größer wurden, die Ackerflächen mehr, und auch die Stunden, die er am Traktor saß, wurden mit zunehmendem Alter nicht weniger, sondern eher mehr. Und das ist kein Einzelfall: Der Druck zu wachsen, ist für Bauernhöfe weltweit ein Thema. Für meine aktuelle Breitengrade-Recherche habe ich mit Bäuerinnen gesprochen, die es anders machen. Sie wollen nicht, dass ihr Hof wächst und mehr produziert.
 
 
 
 
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Im globalen Vergleich ist Österreich immer noch ein Land mit großem Anteil an kleinstrukturierter Landwirtschaft. Anders ist es etwa in Deutschland oder den USA. Die Vereinigung der Klein- und Bergbauern setzt sich in Österreich schon seit 30 Jahren für Ernährungssouveränität ein – das Recht aller Völker, Länder und Ländergruppen, ihre Landwirtschafts- und Ernährungspolitik selbst zu definieren.
Laut Welternährungsorganisation werden auch 2030 noch acht Prozent der Weltbevölkerung unter Hunger leiden. Gleich viel Prozent wie 2015. Was muss sich also ändern? Wie kann Landwirtschaft sich wirklich gut um Menschen und Natur kümmern?
 
 
 
 
Sarah Reisenbauer trägt die Ernte einmal in der Woche in diesem gekühlten Raum zusammen. Dort holen die Mitglieder ihre Ernteanteile ab.
 
 
 
 
Mit kleinbäuerlichen Strukturen, Direktvermarktung, fairen Arbeitsbedingungen für Arbeitskräfte in Landwirtschaft und Gärtnereien sowie sozial-ökologischer statt kapitalistischer Wirtschaft – da sind sich die Protagonistinnen meines Textes, die alle in Österreich leben, sicher. Sarah Reisenbauer hat mit ihrer Mutter eine solidarische Landwirtschaft aufgebaut. Dabei bezahlen Mitglieder für Ernteanteile, arbeiten und bestimmen am Bio-Hof mit. Hier kannst du meine Reportage über die Reisenbäuerinnen in Krumbach, Niederösterreich lesen:
 
 
 
 
KLEIN ABER FEIN
 
 
 
 
Außerdem geht es in diesem Newsletter um das globale Netzwerk von Kleinbauern und -bäuerinnen und vor allem um ihr großes Potenzial.
 
 
 
BELGIEN
Der bäuerliche Weg
 
 
 
 
 
 
 
 
1993 kamen zum ersten Mal in Belgien Menschen aus verschiedensten Kontinenten zusammen, um ein Bündnis zu gründen. Sie nannten es „La Vía Campesina“ – Spanisch für: der bäuerliche Weg. Landarbeiter:innen, Fischer:innen, Landlose, indigene Gemeinschaften, das sind einige der Menschen, die hinter Vía Campesina stehen.
 
 
 
 
ZUM VIDEO VON VÍA CAMPESINA
 
 
 
 

In dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, gibt es viele Bauernhöfe. Doch irgendwie kämpft jeder für sich. Dass sich Landwirt:innen zusammentun und sich mit gesellschaftlichen Themen und auch Veränderung für eine gerechtere Welt einsetzen, habe ich nicht miterlebt. Umso überraschter war ich, als ich mit Vertreter:innen von Vía Campesina gesprochen habe. Hier werden feministische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Kämpfe und Forderungen gemeinsam in die Welt getragen. Feminismus unter Bauern? Das schien mir mit den Eindrücken meiner Kindheit und Jugend am Land unvereinbar. In einem Video erklären die vielen verschiedenen Stimmen, wie und warum Feminismus und soziale Gerechtigkeit bei Vía Campesina so viel Raum einnimmt.


 
 
 
JAPAN
Teikei – Die Wurzeln der solidarischen Landwirtschaft
 
 
 
 
 
 
 
 
Teikei ist das japanische Wort für „Kooperation“. In den 1960er-Jahren schloss sich eine Gruppe von Frauen in Japan zusammen, um frische Milch direkt bei den Erzeugern zu kaufen. Unter anderem, weil sie nicht mehr auf die Qualität der Nahrungsmittel im Supermarkt vertrauten. Teruo Ichiraku, ein japanischer Landwirt, soll damals Menschen über die Nachteile von Pestiziden aufgeklärt haben. Daraus entstand eine ganze Bewegung von Konsument:innen und Erzeuger:innen, die sich unabhängig vom allgemeinen Markt machen wollten. Zeitgleich sollen auch in der Schweiz ähnliche Strukturen entstanden sein. Im deutschsprachigen Raum ist die Kurzform Solawi für Solidarische Landwirtschaft die gängige Bezeichnung geworden. Community Supported Agriculture (CSA) ist die Bezeichnung im anglo-amerikanischen Raum.
 
 
 
 

In den USA haben vor allem frühere Schwarze Sklaven die CSA aufgebaut, wie der Text auf modernfarmer beschreibt. Benachteiligung und Rassismus am Markt haben sie dazu gebracht, eigene Wege zu finden:
 
 
 
 
 
 
 
 
 
ZU MODERN FARMER
 
 
 
 
 
 
 
 
BRASILIEN
Die Krux mit dem modernen Leben
 
 
 
 
 
 
 
 
Wann immer mein Vater größere Traktoren oder neue Technologie im Stall einführte, ging es darum, „modern" zu sein. Die mit neuen Technologien verbundene Hoffnung: dass es besser wird als davor. Das gilt auch in der Landwirtschaft. Kleinbäuerliche Strukturen, Arbeit mit der Hand, statt mit der großen Maschine – Was heute für die meisten ein Rückschritt wäre, sieht die kleinbäuerliche Bewegung als notwendige Anpassung an das Leben in der Klimakrise. 

Die Autorin und Wissenschaftlerin Vanessa Machado de Oliveira, die aus Lateinamerika stammt, benennt und kritisiert die Auswirkungen des modernen (westlichen) Lebens für Menschen im Globalen Süden, indigene Bevölkerungen und Kulturen. Hier fasst sie die wesentlichen Kritikpunkte in einem Video zusammen.

Eine ihrer großen Thesen: modernes (urbanes) Leben, wie die meisten Menschen es heutzutage anstreben, ist nur möglich durch die Ausbeutung anderer: der Coffee-To-Go,  das Obst, das stets zur Verfügung steht, egal ob Winter oder Sommer, immer das neueste iPhone, die vielen Fast-Fashion-Stücke im Kleiderschrank. In ihrem Buch „Hospicing Modernity“ macht sie Vorschläge, wie man sich der Thematik bewusst werden und so versuchen kann, weniger Teil des Problems zu sein.
 
 
 
 
ZUM BUCH
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Breitengrade-Quiz
 
 
 
Wie hoch ist der Anteil an Familienbetrieben in landwirtschaftlichen Betrieben in Österreich?
 
 
 
 
A) 93 %
B) 66 %
C) 30 %

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Auflösung aus #18: Rund 9.000 Wisente leben derzeit weltweit. Glückwunsch an Sabine, die das Testabo gewonnen hat. Danke an alle anderen, die mitgemacht haben. 
 
 
 
 
Eine Bitte und eine Empfehlung zum Schluss
 
 
 
 
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Die nächste Ausgabe erscheint am 14. September. 
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Liebe Grüße und bis bald
Katharina Brunner
 
 
 
 
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