Indien versucht, ein Unkraut loszuwerden, das einst die Kolonialherren einschleppten. ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ 
                                                           
 
 
 
 
 
 
Neue Perspektiven auf die Klimakrise
 
 
 
 

Liebe Leserin, lieber Leser,

im Februar wollten wir von dir und allen anderen Leser:innen von DATUM Breitengrade wissen, wie euch dieser Newsletter gefällt – und was wir besser machen können. Danke an alle, die an der Umfrage teilgenommen haben. Das versprochene DATUM-Heft bekommt ihr mit der nächsten Ausgabe, die am 7. April erscheint.

Dank eurem Feedback wissen wir jetzt, was ihr an DATUM Breitengrade besonders schätzt: die Perspektiven von Menschen aus dem Globalen Süden, die Themenauswahl des Newsletters und der Fokus auf vier verschiedene Breitengrade.

Mindestens genauso wertvoll waren die Wünsche und Verbesserungsvorschläge. Wir haben schon die Köpfe zusammengesteckt und überarbeiten das Konzept von DATUM Breitengrade mithilfe eures Inputs. Das neue Format gibt’s dann ab der nächsten Ausgabe im April. Also Augen auf! 👀

Die aktuelle Breitengrade-Geschichte führt uns nach Indien und handelt von der invasiven Lantana, auch Wandelröschen genannt. Diese dornige Pflanze wurde einst von den Kolonialmächten bewundert und schließlich nach Indien gebracht. Dort allerdings wuchert Lantana wie Unkraut und verdrängt heimische Arten – und man versucht unter großen Anstrengungen, das Unkraut wieder loszuwerden.

   



Die Geschichte zeigt, welche enormen Auswirkungen menschliches Handeln haben kann, nicht nur über räumliche Distanzen hinweg, sondern auch über zeitliche – schließlich macht die Lantana-Invasion den Inder:innen noch 200 Jahre nach der Einschleppung zu schaffen.

Zudem macht die Geschichte damit erneut klar, dass jeder menschliche Eingriff in die Natur Kosequenzen hat, die wir oft nicht vorhersehen können. Dass der Mensch die Natur kontrollieren kann, hat sich schon oft als Illusion entpuppt. Vielleicht hilft es auch im Kampf gegen die Umweltzerstörung und die Klimakrise, sich das immer wieder zu vergegenwärtigen.

Herzliche Grüße
Manuel Kronenberg


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INDIEN | 11°
 
 
 
 
 
 
 
 
Kampf den Invasoren
 
 
 
 
Wie Indien versucht, ein Unkraut loszuwerden, das einst die Kolonialherren einschleppten. Von Arathi Menon
 
 
 
 
3 FRAGEN AN DIE AUTORIN
 
 
 
 
„Die Trennung von Mensch- und Tierwelt ist ein Ansatz der Kolonialmächte“
 
 
 
 
   
     
Arathi Menon, was hat dich auf die Idee gebracht, über die invasive Pflanze Lantana Camara zu schreiben?

Ich lebe sehr nahe an einem Naturreservat. Das Ökosystem Wald ist mir sehr vertraut. Und jedes Mal, wenn ich in den Wald gehe, ist das erste, das man sieht, die Pflanze Lantana und andere invasive Arten. Schon als Kind sah ich die Pflanze immer, als ich meine Großeltern hier besuchte, darum verband ich lange etwas Wohliges mit Lantana. Auch deshalb war es wichtig für mich, die Geschichte der Pflanze zu erzählen.

Die Geschichte von Lantana Camara ist auch eine Geschichte über Kolonialismus. Welche Rolle spielt Kolonialismus auch heute noch für die Umwelt und die Klimakrise?

Eine große, auch wenn wir heute viel von Dekolonialisierung sprechen – in Indien werden zum Beispiel Straßennamen, die sich auf Kolonialmächte beziehen, geändert. Das Gesetz zum Schutz von Wald und Tierwelt, der Forest Conservation Act, spiegelt aber die Kolonialgeschichte wider: Die Idee der Trennung von Mensch- und Tierwelt etwa ist ein Ansatz der Kolonialmächte.

Stämme werden noch heute aus dem Wald gedrängt, obwohl sie traditionell im Einklang mit der Natur leben können. Invasive Pflanzen waren ein weniger großes Problem, als indigene Stämme den Wald noch mehr bewirtschafteten. Sie setzten zum Beispiel kontrollierte Feuer ein, um invasiven Pflanzen Einhalt zu gebieten. Aber nur, wenn danach Regen folgte, so entstanden keine unkontrollierbaren Waldbrände.

In Bezug auf die Klimakrise wird oft der Begriff „Globaler Süden“ verwendet. Wie stehst du zu dem Begriff?

Es kommt darauf an, wie man „Globaler Süden“ definiert. Oft meint man damit, dass in den Regionen besonders viel Korruption herrscht. Wenn sie fortschrittlicher wären, würde die Korruption weniger werden. In Wahrheit aber gibt es Korruption auch im Globalen Norden.

Und vor allem: Wie ist der „Globale Süden“ in Bezug auf die Umwelt so arm geworden? Das ist etwas, auf das wir zurückblicken müssen. Wir wurden kolonisiert und immer für die Industrie verwendet. Und diese industrielle Revolution trägt wiederum zum Klimawandel bei, von dem wir die Auswirkungen am meisten spüren. Es ist also eine Art Teufelskreis.
 
 
 
 
ZAHL DES MONATS
 
 
 
 
 
Der derzeitige politische Kurs der Weltgemeinschaft führt zu einer Erderhitzung von 3,2 Grad in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts. Das prognostiziert der Weltklimarat (IPCC) in seinem Synthesebericht, der vor wenigen Tagen erschienen ist.

Diese erschreckende Aussicht offenbart, wie die Regierungen rund um den Globus in der Zusammenarbeit und der Umsetzung effektiver Klimaschutzmaßnahmen versagen. Noch ist es möglich, die Erhitzung zu begrenzen. Dafür ist entschlossenes Handeln nötig. Der IPCC nennt die wichtigsten Maßnahmen: Solar- und Windenergie ausbauen, Ökosysteme erhalten und renaturieren, Lebensmittel klimaverträglich herstellen und auf eine pflanzlichere Ernährung umstellen sowie aus Kohle und Gas aussteigen.
 
 
 
 
BRASILIEN | -3°
 
 
 
 
Der Puls des Flusses
 
 
 
 
Diese Geschichte von Sofia Moutinho (mit fantastischen Fotos von Dado Galdieri) führt uns nach Brasilien zum größten Wasserkraftprojekt im Amazonasbecken: dem Staudamm Belo Monte. Moutinho beschreibt eindrücklich Belo Montes dramatische Auswirkungen auf den Fluss: Er schuf einen riesigen Stausee und leitete einen Großteil des Flusses um. Stromabwärts verringerte sich der Durchfluss um bis zu 80 Prozent. Außerdem ist der jährliche und für die Artenvielfalt erforderliche Überschwemmungszyklus des Flusses unterbrochen.

Die Geschichte begleitet indigene Menschen aus dem Reservat Paquiçamba, die sich mit Wissenschaftler:innen zusammenschließen, um die Folgen zu dokumentieren. So wollen sie den verantwortlichen Energiekonzern vor Gericht zur Verantwortung ziehen.

ZU SCIENCE
 
 
 
 
INDONESIEN | -6°
 
 
 
 
Jugend gegen Klimakrise
 
 
 
 
Auf der indonesischen Insel Flores setzten die Menschen einst stark auf den Kakao-Anbau, der ihnen wirtschaftliche Sicherheit versprach. Doch dann wurde die Regensaison zunehmend schwerer vorherzusagen, der Regen kam mal früher als gewohnt, mal viel zu spät. Helopeltis-Käfer breiteten sich aus und saugten die Kakaofrüchte aus. Lange war den Bewohner:innen nicht bewusst, dass sie es mit den Auswirkungen der Klimakrise zu tun haben. Jetzt beginnen junge Menschen und Forscher:innen damit, das Bewusstsein für die Klimakrise unter den Landwirt:innen zu stärken – und an neuen Lösungen für die lokale Gemeinschaft zu arbeiten.

ZU EKUATORIAL
 
 
 
 
PAKISTAN | 25°
 
 
 
 
Klimalösungen für alle
 
 
 
 
Die Reise dieser Breitengrade-Ausgabe endet diesmal in Pakistan, in Karatschi, einer Stadt am Meer, und damit in einer der am wenigsten lebenswerten Städte der Welt: wo große Bauprojekte Mangrovenwälder zerstören, wo die natürlichen Wasser-Abflüsse mit Plastikmüll verstopft sind, wo deshalb Fluten der Stadt zusetzen.

Behörden in Karatschi ignorieren ihre Verantwortung bei der Anpassung an die Klimakrise – oder setzen Maßnahmen ohne Rücksicht auf arme Menschen durch: 2021 wurde etwa eine ganze Reihe von Häusern kurzerhand zerstört, um für eine bessere Entwässerung der Stadt zu sorgen. Jetzt kämpft eine Graswurzelbewegung für Klimalösungen, die allen Menschen in der Stadt helfen – nicht nur den Wohlhabenden.

ZU UNBIASTHENEWS
 
 
 
 
FEEDBACK?
 
 
 
 
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