Wie wichtig die Debatte um die finanzielle Verantwortung reicher Länder bei Klimakatastrophen wirklich ist, führt unsere aktuelle Breitengrade-Geschichte vor Augen. ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ 
                                                           
 
 
 
 
 
 
Neue Perspektiven auf die Klimakrise
 
 
 
 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 
du erinnerst dich sicher an den Sommer 2021, als es in Europa, direkt vor unserer Haustür, zu der verheerenden Flutkatastrophe kam – an die Schäden, die das Wasser angerichtet hat, an die zerstörten Existenzen. Bei einem so tragischen Ereignis ist es nur logisch, dass betroffene Staaten gigantische Hilfspakete schnüren. In Deutschland wurden damals 30 Milliarden Euro beschlossen.

Dadurch, dass allen voran die Industrienationen das Klima erhitzen, sorgen sie dafür, dass Naturkatastrophen und Extremwetter wie die Fluten von 2021 häufiger und intensiver werden. Die Menschen in ärmeren Regionen leiden jedoch am stärksten unter den Folgen, wie zuletzt etwa bei den Überschwemmungen in Nigeria oder bei der Dürre und den anschließenden Fluten in Pakistan.

Deshalb fordern besonders stark betroffene Staaten von den Industrienationen längst Zahlungen, um die Folgen solcher Desaster auszugleichen. Das Thema – in der Klimadiplomatie spricht man von loss and damage, also Verluste und Schäden – hat es bei der diesjährigen UN-Klimakonferenz COP27 in Ägypten erstmals in die Verhandlungen geschafft.

Wie wichtig die Debatte um Zahlungen für Verluste und Schäden wirklich ist, führt unsere aktuelle Breitengrade-Geschichte vor Augen. Der Text stammt von der freien Journalistin Paula Dupraz-Dobias, die in Peru und der Schweiz arbeitet. Ihre Recherche zeigt, dass von Katastrophen betroffene Gemeinschaften aufgrund fehlender Hilfen oft an unsicheren Orten zurückbleiben müssen – bis sie das nächste Unglück trifft:

   
 



Übrigens: Auf der COP27 haben einige europäische Länder das Versprechen abgegeben, zu einem globalen Schutzschirm beizutragen, darunter auch Österreich mit 50 Millionen und Deutschland mit 170 Millionen Euro. Das ist weniger als ein Prozent der Hilfen, die allein für die Flutschäden in Deutschland bereitgestellt wurden. Dennoch war es ein Durchbruch, dass das Thema auf der COP überhaupt so zentral verhandelt wurde. Ein Schritt in die richtige Richtung also, auf den hoffentlich rasch noch weitere folgen.

Herzliche Grüße
Manuel Kronenberg


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PERU | -12°
 
 
 
 
 
 
 
 
Nach dem Beben ist vor der Flut
 
 
 
 
Die Opfer kleinerer Naturkatastrophen bekommen zu wenig Aufmerksamkeit und Hilfe. Das zwingt sie oft, an unsicheren Orten zu bleiben. Das nächste Unglück trifft dann auf bereits geschwächte Gemeinschaften wie jene in Perus nördlicher Amazonasregion. Von Paula Dupraz-Dobias
 
 
 
 
3 FRAGEN AN DIE AUTORIN
 
 
 
 
„Das ist meine Art, der Erde etwas zurückzugeben“
 
 
 
 
     
   
     
Paula Dupraz-Dobias, was hast du bei deiner Recherche gelernt?

Ich habe vor allem gelernt, dass Menschen, die humanitäre Krisen durchmachen, letztlich sehr auf die Aufmerksamkeit der Medien angewiesen sind. Die Medien kommen aus der ganzen Welt, um über große Geschichten zu berichten, aber kleinere Geschichten wie diese in Peru werden einfach vergessen. Und das hat zur Folge, dass dort keine Hilfen ankommen.

Wie gehst du mental damit um, vor allem über Katastrophen und humanitäre Krisen zu berichten?

Das ist meine Art, der Erde etwas zurückzugeben. Ich hoffe, dass ich mit meiner Arbeit etwas bewirken kann. Ich engagiere mich sehr für meine Geschichten – ich möchte sicher sein, dass ich mit allen möglichen Leuten gesprochen habe, damit die Geschichte wirklich solide ist. Gleichzeitig ist es wichtig, sich selbst daran zu erinnern, ab und zu eine Pause zu machen, das Telefon wegzulegen, nach draußen zu gehen und sich wirklich andere Dinge anzusehen.

Oft wird die Welt in den Globalen Süden und den Globalen Norden unterteilt. Du arbeitest in der Schweiz und Peru – gewissermaßen in beiden Teilen. Wie fühlt sich das an?


Ich habe Erfahrungen aus beiden Teilen der Welt gesammelt, das stimmt. Meine Familie ist zur Hälfte peruanisch und zur anderen Hälfte tschechisch, und ich habe viele Jahre in der Schweiz gelebt. So kann ich die Perspektive des Nordens verstehen, die im Allgemeinen – wenn man den Süden betrachtet – dazu neigt, etwas stereotyp zu sein oder sich auf die negativen Themen zu konzentrieren. Wenn ich über Lateinamerika berichte, geht meine eigene Erfahrung auf die Generationen zurück, die in der Vergangenheit gelebt haben. Aus meiner peruanischen Perspektive sehe ich, dass vieles von dem, was aus dem Süden berichtet wurde, im Norden lange Zeit übersehen wurde.

Ich glaube, dass die beste Möglichkeit, die Aufmerksamkeit der Leser:innen im Norden zu gewinnen, darin besteht, diesen Geschichten, die zu allen sprechen, ein menschliches Gesicht zu geben.
 
 
 
 
ZAHL DES MONATS
 
 
 
 
 
Bei der COP27 waren 636 Delegierte vor Ort, die Verbindungen zu Kohle-, Öl-, und Gas-Konzernen haben. Das sind 130 mehr als vergangenes Jahr in Glasgow – ein extremer Anstieg. Und wie 2021 bedeutet das wieder:

Wäre die fossile Industrie ein Staat, hätte sie auf der Klimakonferenz die größte Delegation. Mehr zur Auswertung bei BBC.
 
 
 
 
BRASILIEN | -2°
 
 
 
 
Frauen gegen Flächenbrände
 
 
 
 
Diese Recherche von Climate Tracker zeigt, wie wichtig lokale Initiativen sind, um sich an die Folgen der Klimakrise anzupassen. Sie begleitet eine Gruppe von Frauen, die sich gegen Flächenbrände im Pantanal-Feuchtgebiet in Brasilien wappnet. Nach einem verheerenden Feuer im Jahr 2020 schlossen sich sieben Frauen zusammen, um eine lokale Feuerwehr zu bilden. Heute besteht sie ausschließlich aus Frauen und trägt in der Gegend zur massiven Eindämmung von Bränden bei.

ZU CLIMATE TRACKER
 
 
 
 
MEXIKO | 31°
 
 
 
 
Wellen-Retten
 
 
 
 
Diese Geschichte im Hakai Magazine erzählt von einer unwahrscheinlichen Zusammenarbeit: An der Küste in San Miguel im Norden Mexikos haben sich Wissenschaftler:innen, Surfer:innen und die lokale Bevölkerung zusammengetan, um die Küste vor weiterer Bebauung zu schützen. Was sie vereint: die Liebe zu den perfekten Wellen, die den Ort zum Surferparadies machen – und die Sorge, dass sie aufgrund der Naturzerstörung verlorengehen.

ZUM HAKAI MAGAZINE
 
 
 
 
UGANDA | 2°
 
 
 
 
Echte Klima-Lösungen
 
 
 
 
Vielleicht geht es dir manchmal auch so, dass du angesichts der Klimaerhitzung und der Gleichzeitigkeit globaler Krisen (Krieg, Hunger, Menschenrechte) die Zuversicht verlierst. Dabei liegen umfassende Klima-Lösungen bereits vor, wie die ugandische Klimaaktivistin Vanessa Nakate in einem Kommentar für The New Statesman schreibt – die meisten Menschen bekommen von ihnen nur nichts mit. Denn viel zu oft werde die Illusion aufrechterhalten, dass wir die globalen Krisen nur mithilfe fossiler Brennstoffe lösen können.

Nakate und sechs weitere Klima-Akteure beschreiben in diesem Text, wie echte Lösungen aussehen – und wie globale Verantwortungsträger:innen dazu bewegt werden können, sie umzusetzen. 

ZUM NEW STATESMAN
 
 
 
 
KLIMA-MEDIUM DES MONATS
 
 
 
 
Du hast bis hierhin gelesen, was wahrscheinlich bedeutet, dass dir Newsletter gefallen. Wenn du neben DATUM Breitengrade noch auf der Suche nach mehr Klima-Input bist, empfehlen wir dir den Newsletter Klimahochdrei von Jakob Lochner, einem Physiker aus Potsdam.

Jeden Freitag stellt Jakob die wichtigsten Klima-Nachrichten zusammen und schickt sie dir per Mail – verständlich und kurz zusammengefasst mit weiterführenden Links zu den Originalquellen von Zeit, Spiegel, Klimareporter und Co.

ZU KLIMAHOCHDREI
 
 
 
 
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