Vom Bison bis zum größten Frosch der Welt: Wie Menschen das Artensterben vorantreiben – und wie sie es gleichzeitig zu verhindern versuchen. ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ 
                                                           
 
 
 
 
 
 
Liebe Leserin, lieber Leser,

die Ironie drängt sich geradezu auf: Für die aktuelle DATUM-Klima-Geschichte habe ich mich mit Europas größter Säugetierart beschäftigt, dem Wisent (auch Europäischer Bison genannt). Diese eindrucksvollen Tiere wären vor knapp hundert Jahren beinahe ausgestorben, weil wir Menschen sie jagten und ihnen den Lebensraum nahmen.

Um ein Aussterben zu verhindern, starteten aufwendige Zucht- und Auswilderungsprogramme, die bis heute laufen. Bei der Recherche dachte ich immer wieder, wie absurd es doch ist, dass wir Menschen eine ganze Spezies so weit an den Grabesrand drängen, bis ihr nur noch eine letzte Rettung bleibt: nämlich wiederum Menschen, die mit vollem Einsatz und viel Geld versuchen, das Schlimmste abzuwenden.
 
 
 
 
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Ganz in der Nähe meines Wohnorts, vor der westlichen Grenze Berlins, lebt die größte Wisenten-Herde Deutschlands in der Döberitzer Heide. Peter Nitschke hat mich auf eine Rundfahrt durch das weitläufige Schutzgebiet mitgenommen und gezeigt, warum Ökosysteme und Klima auf Wisente angewiesen sind.
 
 
 
 
WIEDER WILD
 
 
 
 
Menschen verändern den Planeten und seine Ökosysteme radikal. So radikal, dass unzählige Tier- und Pflanzenarten, wenn nicht schon ausgestorben, dann akut davon bedroht sind. Laut einem Bericht des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) könnte die Welt in den nächsten Jahrzehnten etwa eine Million Arten verlieren. Expert:innen sprechen vom sechsten Massenaussterben in der Geschichte des Planeten.
 
 
 
 
Wisente sind Europas größte Säugetierart. © Peter Nitschke
 
 
 
 
Die Gründe für das große Sterben sind vielfältig, alle aber menschengemacht. Dazu zählen: Fragmentierung und Verlust von Lebensraum, Jagd und Fischerei, das Verteilen von unzähligen (invasiven) Arten rund um den Globus, Umweltverschmutzung und – besonders effektive Killer – die Übersäuerung der Meere sowie natürlich der Klimawandel.

In dieser Ausgabe von DATUM Breitengrade besuchen wir verschiedene Schauplätze des Artensterbens: in Indien, Brasilien und Kamerun – jedes Mal mit dem Blick auf vielversprechende Versuche, das Sterben zu stoppen.
 
 
 
INDIEN
Völlig unterschätzte Klimalösung
 
 
 
 
 
 
 
 
Bei meinem Bericht über die Wisente spielt die Auswilderung der Tiere eine wichtige Rolle – so auch bei dieser Geschichte aus Indien. Sie dreht sich allerdings nicht um Wisente, sondern um Geparden. Die Raubtiere sind vor 70 Jahren aus dem Land verschwunden, weltweit gibt es nur noch rund 7.000 von ihnen. Jetzt sollen Exemplare aus Namibia und Südafrika wieder in Indien ausgewildert werden.
 
 
 
 
ZU NATIONAL GEOGRAPHIC
 
 
 
 

Die Geschichte macht klar, wie kompliziert solche Auswilderungen sind und wie umstritten sie auch sein können. Kritiker:innen warnen zum Beispiel, dass das Projekt in Indien verfrüht sei und die ausgewilderten Geparden bald verhungern oder Menschen sie töten würden.

Damit Auswilderungen klappen, müssen Menschen den Tieren genug Lebensraum lassen. Gelingt das, können sie aber extrem viel bringen. Und was für Artenvielfalt gut ist, dient meistens auch dem Klimaschutz: Laut einem aktuellen Paper, das in Nature Climate Change erschienen ist, sind Auswilderungen eine völlig unterschätzte Lösung in der Klimakrise.
 
 
 
BRASILIEN
Insel-Hopping im Regenwald
 
 
 
 
 
 
 
 
Von Abholzung gezeichneter Wald: in einzelne Flicken getrennt, abgeschnitten in geraden Linien – dieses Bild bestimmt zunehmend die Landschaft von heute.

Fragmentierung von Lebensräumen ist einer der mächtigsten Gegner von Biodiversität. Denn allgemein gilt: Je größer eine naturbelassene Fläche, desto mehr Arten. Das gilt für Inseln im Meer, aber zum Beispiel auch für isolierte Waldstücke. Im Umkehrschluss heißt das: Je kleiner eine Fläche, desto weniger Arten, desto kleiner wiederum der Genpool dieser Arten – und desto geringer deshalb auch ihre Fähigkeit, sich an Veränderungen wie die Klima-Erhitzung anzupassen. Alles Gründe, die das Aussterben von Arten sehr viel wahrscheinlicher machen.
 
 
 
 
Die Geschichte von Mongabay handelt von einer Initiative, die genau dem entgegenwirken will. Im Atlantischen Regenwald in Brasilien errichten Naturschützer:innen Korridore, um fragmentierte Waldstücke zu verbinden. Die dort lebenden Arten können so zwischen den „Wald-Inseln“ umherwandern und bekommen schlagartig deutlich mehr Raum zum Leben.
 
 
 
 
ZU MONGABAY
 
 
 
 
 
 
 
 
KAMERUN
Der größte Frosch der Welt
 
 
 
 
 
 
 
 
Jagd und Wilderei sind weitere Treiber des Artensterbens. Neben Wisenten und Geparden fallen ihm viele andere Tiere zum Opfer: zum Beispiel auch der Goliathfrosch, der größte Frosch der Welt.

Amphibienarten sind von allen Tierklassen weltweit am stärksten vom Aussterben bedroht (neben Jagd unter anderem auch aufgrund von Lebensraumverlust, Straßenverkehr oder tödlichem Pilzbefall). Der Goliathfrosch, im westlichen Zentralafrika beheimatet, ist da keine Ausnahme. In Kamerun etwa ist die Nachfrage nach dem Goliathfrosch groß, in manchen Regionen gilt er als Delikatesse.

Die Geschichte von FairPlanet zeigt, wie der größte Frosch der Welt gerettet werden soll: Kamerun errichtet sein erstes Schutzgebiet, um Amphibien, Reptilien und Vögel am Leben zu halten. Beteiligte am Projekt hoffen, dass das erst der Start eines regelrechten Naturschutz-Booms in der Region sein wird.
 
 
 
 
ZU FAIRPLANET
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Breitengrade-Quiz
 
 
 
Der gesamte Bestand der Wisente gilt noch nicht als stabil. Wie viele der Tiere leben derzeit weltweit?
 
 
 
 
A) ca. 1.000
B) ca. 5.000
C) ca. 9.000

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Auflösung aus #17: Der Frauenanteil im europäischen Parlament beträgt etwa 36 Prozent. Gratulation an Julia!
 
 
 
 
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Die nächste Ausgabe bekommst du am 17. August. Für die Zwischenzeit möchte ich dir noch die neue Dokumentation des inklusiven Mediums andererseits empfehlen, an der meine Breitengrade-Kollegin Katharina Brunner mitgearbeitet hat: Die Doku heißt „Rette sich, wer kann“ und zeigt zwei Jahre nach der Ahrtal-Flut, wie der Katastrophenschutz für Menschen mit Behinderungen versagt.

Herzliche Grüße
Manuel Kronenberg
 
 
 
 
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