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Liebe Leserinnen, liebe Leser!


es wird Sie nicht radikal überraschen, dass ich bis vor einigen Tagen noch nie etwas von „Fit mit Philipp“ gehört habe. Die tägliche Turnsendung auf ORF2 richtet sich, wie der titelgebende Philipp Jelinek selbst sagt, an „Menschen in der zweiten Lebenshälfte“, da gehöre ich statistisch erst seit ein paar Monaten dazu – außerdem habe ich am Vormittag tendenziell wenig Muße, fernzuschauen. 

Das macht aber nichts, die tägliche Turneinheit, die im Rundfunk im Gegensatz zur Schule recht schnell umgesetzt worden ist, funktioniert auch ohne mich ganz gut: Eine regelmäßige Reichweite von mehr als 30 Prozent – rund 140.000 Menschen, dem ORF zufolge – kommt nicht von nichts, das ist eine Leistung.
 
 
 
 
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Das Ganze hat natürlich einen Schönheitsfehler. Wie wir seit ein paar Tagen wissen, hat Jelinek per Chat seinen damaligen Trainingspartner und Vizekanzler Heinz-Christian Strache darum gebeten, sich beim ORF für ihn ins Zeug zu legen: Er hätte gerne eine Moderation im Öffentlich-Rechtlichen und stellt im Gegenzug in Aussicht, Strache mit Interna aus dem Sender zu versorgen. Ein Wunsch, den Strache – in völliger Missachtung des Verfassungsgesetzes über den unabhängigen Rundfunk – auch brühwarm dem blauen Stiftungsratsvorsitzenden weitergibt.

Wer das nicht macht
Über die politische Ebene solcher Interventionen habe ich hier schon letze Woche geschrieben (die dort geforderte und offensichtlich notwendige ORF-Reform hat sich bisher noch nicht manifestiert; ich bin sicher, das Medienressort im Kanzleramt arbeitet mit Hochdruck daran). Seither ist zweierlei passiert: Der ORF hat Jelinek in den Urlaub geschickt – und Letzterer hat sich mit einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit gewandt.

Ich würde abraten, das Video auf nüchternen Magen zu konsumieren. Der Moderator bittet zwar augenscheinlich um Entschuldigung, sagt aber gleichzeitig, Strache bedeute ihm politisch nichts, er hätte bei jedem anderen Parteichef auch um Intervention gebeten, weil er so dringend beim ORF etwas für die Volksgesundheit tun wolle. Und dann sagt er einen Satz, der einen trifft wie eine abstürzende Zehn-Kilo-Hantel den kleinen Zeh: „Ich mein‘: Wer macht das nicht?“

Nun, ich kann Ihnen sagen, wer das nicht macht: dutzende, hunderte, wahrscheinlich tausende Leute jedes Jahr, die auch gerne einen Job im ORF oder sonstwo im öffentlichen Dienst hätten. Die auch was draufhaben, die genauso überzeugt sind, in dieser Funktion der Gesellschaft nützen zu können, die aber den ethischen Mindestanspruch haben, sich nicht irgendwelchen Politikern an den Hals zu werfen, um ihrer Ambition Nachdruck zu verleihen. Die den normalen Ausschreibungs- und Bewerbungsprozess durchlaufen, um dann eine Ablehnung zu kassieren, weil halt ein anderer zufällig mit dem Vizekanzler im Fitnessstudio war.

Ausschreiben und fair vergeben
Das Problem an erfolgreichen Jobinterventionen ist ja nicht, dass da reihenweise inkompetente Leute in Positionen kommen, für die sie ungeeignet wären – sondern dass Leute übergangen werden oder überhaupt erst keine Chance bekommen, die vielleicht besser geeignet wären. 

Deswegen ist eigentlich auch klar, was passieren muss, wenn eine solche Intervention samt angesagter Untreue gegenüber der Organisation auffliegt: Man sollte die Funktion – in dem Fall: die tägliche Turnsendung – neu ausschreiben. So, dass möglichst viele Bewerber eine Chance haben, mit einer unabhängigen Bewertungskommission, die den Besten für die Zuschauer und Gebührenzahler findet. Das kann durchaus auch Jelinek sein, wenn er sich wieder bewirbt – wie gesagt, die Sendung funktioniert offenbar recht gut. 

Aber einfach weiter wie bisher wäre der falsche Weg.

Herzlich,
Ihr Georg Renner
 
 
 
 
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