Ist das nicht heuchlerisch? Ich schreibe einen Klima-Newsletter und trotzdem habe ich mir kürzlich einen Flug gegönnt. Sollte ich mich schämen oder hilft das schlechte Gewissen auch nicht weiter? ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ 
                                                           
 
 
 
 
 
 
Liebe Leserin, lieber Leser,

heute vor einem Jahr lag ich am Strand in der marokkanischen Sonne, versuchte auf Wellen des Nordatlantiks zu surfen. Mein Verkehrsmittel für die Flucht vorm Winter: das Flugzeug. 
Ich stieg ein, und ein paar Stunden später war ich auf einem anderen Kontinent. Mit dem Flug gehöre ich zu den nur zwei bis vier Prozent der Weltbevölkerung, die interkontinental reisen. Für knapp 1,2 Tonnen CO2 bin ich mit meinem Hin- und Rückflug verantwortlich.

Was denkst du jetzt über mich? Eine Journalistin, die einen Klimanewsletter schreibt und sich einfach eine Flugreise gönnte. Glaub mir, auch ich habe ewige innere Dialoge geführt. Nutze ich meine Privilegien auf Kosten von Umwelt und Natur?

Die Protagonistin meiner aktuellen Breitengrade-Recherche, Celine, ist auch für ihren Urlaub ins Flugzeug gestiegen. Und dafür schämt sie sich ziemlich. So sehr, dass sie im Text nicht ihren echten Namen lesen will. Was würden die Leute, die Celine als klimabewusste Person kennen, wohl über die 28-Jährige denken, wenn sie mit einer Flugreise in der Öffentlichkeit steht?

Aber bringt uns das schlechte Gewissen der einzelnen wirklich weiter? Wie sehen kollektive Lösungen für klimaschonenden Flugverkehr aus? 
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URLAUB MIT SCHULDGEFÜHL
 
 
 
 
Welche Spuren der Tourismus und (Flug-)Reisen in anderen Breitengraden hinterlassen, liest du in diesem Newsletter. Wir reisen in das kleine marokkanische Dorf Imsouane, nach Kolumbien in den Regenwald und hoch hinauf, wo manche daran arbeiten, dass technologische Innovationen den Flugverkehr umweltfreundlicher machen.
 
 
 
 
 
 
 
 
MAROKKO
Luxushotel statt Fischerdorf
 
 
 
 
 
 
 
 
Während ich diesen Newsletter schreibe, wird gerade fast ein ganzes Dorf an der marokkanischen Küste umgewälzt. Sehr genau vor einem Jahr war ich dort, in Imsouane. Das Zentrum konnte ich in fünf Minuten durchqueren und nebenbei den Surf-Shop-Betreiber grüßen, bei dem ich jeden Tag vorbeiging. Nach ein paar Tagen kennt man sich hier. 

Imsouane zieht mit seinen guten und stetigen Wellen Surfer:innen aus aller Welt an. Und genau das ist das Problem: Der Surftourismus wächst und hinterlässt Spuren für Umwelt und Menschen. An vielen Orten der Welt, wie Bali, Indonesien, Sri Lanka und auch Dörfern im südlicheren Marokko, wie Tifnit, ist längst schon passiert, was gerade in Imsouane vor sich geht: Lang eingesessene Strukturen müssen weichen, um Platz für Resorts und große Hotels zu machen, die viele Tourist:innen auf einmal aufnehmen können. 

Nur 24 Stunden bevor die Bagger anrollten, hatten die Bewohner:innen des Ortskerns und der Häuser direkt am Strand Bescheid bekommen, dass die Gebäude abgerissen werden. Monate zuvor hatten sie nur Gerüchte darüber gehört, keine offiziellen Ankündigungen, erzählen mir Betroffene per Messenger. Die Regierung unterstützt die Aktion und kann die Häuser so schnell räumen, weil viele zwar seit mehreren Jahrzehnten hier wohnen, aber keine offizielle Baugenehmigung hatten. Die neuen Häuser sollen „nachhaltiger werden“, erzählen die Betroffenen darüber, was ihnen gesagt wurde. Sozial nachhaltig ist die Weise, wie der Ort verändert werden soll, wohl nicht. Viele haben den Ort erst einmal ganz verlassen. Und die Kultur des Ortes, wie ich sie erlebt habe, werden die zukünftigen Tourist:innen wohl nicht mehr erleben.
 
 
 
 
ZU SURFLINE
 
 
 
 
 
 
 
 
KOLUMBIEN
Retter des Regenwalds?
 
 
 
 
 
 
 
 
Im kolumbianischen Regenwald erleben immer mehr chinesische Tourist:innen einen Moment, dem sie lange entgegenfieberten – in Camouflage-Kleidung mit der Kamera am Stativ. Der Moment, wenn der „Cock of the Rock“, zu deutsch Andenklippenvogel, sich wieder auf einen Ast setzt und sie ihr Foto schießen können. 

Birdwatching ist seit einigen Jahren zum lukrativen Geschäft geworden, dass möglicherweise auch eines sein kann, das nicht gleichzeitig der Umwelt und Tierbeständen schadet. Denn Birdwatching braucht eine intakte Umwelt, die Biodiversität erhält. Darum muss der Tourismus besonders sanft bleiben, damit es funktioniert. Im kolumbianischen Guaviare arbeitet man seit einigen Jahren daran. Die Region war lange eine der ärmsten des Landes und stand unter Kontrolle der paramilitärischen Organisation FARC (Revolutionary Armed Forces of Colombia).
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
© Almir Galo-da-serra / Flickr
 
 
 
 
Biolog:innen, Tourismus-NGOs und einige Expert:innen für nachhaltigen Tourismus erzählen in der Reportage vom kolumbianischen Journalisten Andrés Bermúdez Liévano, warum Birdwatching verändern kann, wie die lokale Bevölkerung auf die Umwelt blickt. Wenn Landbesitzer:innen etwa klar werde, dass es ihnen Geld bringt, Wald und Natur zu belassen und Vogel-Guide zu werden, sei das ein wichtiger Anreiz, Natur und Biodiversität zu schützen. Ob es nachhaltig ist, dass öfter Menschen (per Flugzeug) weite Strecken zurücklegen, um Fotos von bunten Vögel zu schießen, ist eine andere Frage.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
ZU DIALOGOCHINO
 
 
 
 
 
 
 
 
GLOBAL
Warten auf nachhaltigen Treibstoff
 
 
 
 
 
 
 
 
Während die einen sagen, es muss einfach weniger geflogen werden, wollen die anderen technische Lösungen finden, um die Emissionen des Flugverkehrs zu reduzieren. Kritiker:innen und Forschende warnen aber, dass es problematisch ist, die Hoffnungen der Luftfahrt auf nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) zu setzen. Diese Kraftstoffe, die aus flüssigen Biokraftstoffen gewonnen werden, oder synthetische Kraftstoffe wie Wasserstoff, werden bisher nur in kleinen Mengen hergestellt. Die Kosten seien außerdem im Vergleich zu dem, was benötigt wird, viel zu hoch.
 
 
 
 
ZU MONGABAY
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Breitengrade-Quiz
 
 
 
Wie viel an CO2-Emissionen innerhalb des Flugverkehrs verursachen die Vielflieger (= rund ein Prozent der Weltbevölkerung)?
 
 
 
 
A) 63 Prozent
B) 50 Prozent
C) 15 Prozent

Unter allen richtigen Antworten verlosen wir ein dreimonatiges DATUM-Abo. Die Auflösung gibt es im nächsten Newsletter.

Auflösung aus #23: Rund 24 Meter breit ist der größte Traktor weltweit mitsamt dem Pflug!
 
 
 
 
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Die nächste Ausgabe erscheint am 22. Februar.

Danke und herzliche Grüße

Katharina Brunner
 
 
 
 
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