Am Balaton zeigt sich, was Viktor Orbáns Regierung von Umweltschutz und Klimapolitik hält. ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ 
                                                           
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KITZBÜHEL AM PLATTENSEE
Für den Plattensee gilt anscheinend ersteres. Hier zeigt sich, wie kaum sonstwo in Ungarn, was Viktor Orbáns Regierung von Umweltschutz und Klimapolitik hält. Spoiler: nicht viel. Oligarchen ersetzen die Ufervegetation am größten Süßwassersee Europas mehr und mehr durch Luxusimmobilien. Dem Balaton geht es damit gar nicht gut. Auch die Klimakrise beeinflusst ihn stark. Und was für den Plattensee gilt, gilt auch für die anderen Steppenseen Europas, beispielsweise den Neusiedlersee. Ich bin fünf Stunden mit dem Zug zum Balaton gereist, um mir anzusehen, was auch unseren Seen droht, wenn wir nicht gut auf sie acht geben.
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Angekommen bin ich auf der Halbinsel Tihany, dem ›Lieblingsdorf der ungarischen Regierungs-Elite‹, dem ›Kitzbühel am Plattensee‹. Dort soll einer der letzten Streifen Wildnis am Ufer einem Villenviertel weichen. Ich habe Balázs Juhász und andere Einheimische getroffen, die gegen das Immobilienprojekt protestieren. Orbáns Regime bereitet den Boden, auf dem diese Bauten dann ohne Rücksicht auf die Umwelt entstehen. Gesetze sind zu lax oder werden flexibel ausgelegt. Laut ungarischen Climate-Policy-Experten basiert Orbáns System auf zwei Prinzipien: Geld und Macht. Und danach richten sich auch Ungarns Umweltschutz und Klimapolitik. Was das für Balázs Juhász, die Wildnis und das Ökosystem am beliebtesten Urlaubsort der Ungar:innen, dem Plattensee, bedeutet, lest ihr hier.
Zu viele Urlauber verderben in Mitteleuropa also den See. Biodiversität und Wasserqualität nehmen ab. Auch im globalen Süden gibt es Probleme mit den Gewässern, sie werden vermüllt, versiegelt und ausgetrocknet. Unsere Reise startet diesmal in Kambodscha, geht über Zentralafrika einmal um den Globus nach Indien, wo ein Unternehmer für toxisch schäumende Seen eine unkonventionelle Lösung anbietet.
KAMBODSCHA
See, adé!
Es ist ein unfreiwilliger Abschied mit sandigem Beigeschmack. Die zwei größten Seen rund um Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh werden begraben, müssen fast komplett unter Schotter und Sand verschwinden. Denn je weniger Wasser desto mehr Luxushäuser können gebaut werden. Fischer:innen, Fischzüchter:innen und Gemüsebäuer:innen, die an den Ufern der Seen leben und arbeiten, sind aber abhängig von einem intakten lokalen Ökosystem und seinen Ressourcen. Anwohner:innen, wie Savon und Vi, stehen jetzt vor der Wahl: entweder freiwillig gehen oder gegangen werden.

Mit Satellitenbildern ist gut nachzuvollziehen, wie LKW-Ladung um LKW-Ladung Sand den See verkleinert. Gerald Flynn und Vutha Srey zeigen in dieser investigativen Recherche nicht nur, wer vom Zuschütten des Sees profitiert, sondern auch, dass ökologische Probleme auch immer eine soziale Dimension haben.
ZU MONGABAY
DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO
Flipflop-Flop
Wenn Flipflops und Plastikflaschen auf einem der afrikanischen Großseen treiben, bedeutet das meist eines von zwei Dingen: Entweder sind sie an einem Fischernetz befestigt oder sie waren an einem befestigt. Die Netze bleiben so an der Oberfläche und gut sichtbar. Für die Fischer:innen ist das wichtig, um sie nicht zu verlieren. Allerdings gehen die Plastikflaschen selbst meist verloren. Die Schwimmkörper bringen altbekannte Probleme mit sich. Mikroplastik in den größten Seen des Kontinents, schlechte Wasserqualität und vermüllte Brutplätze an den Ufern. Das alles wissen die Menschen, die dafür verantwortlich sind, und können doch nicht anders.

Zwischen ihrem einzigen Einkommen, der Suche nach Alternativen zu Plastikflaschen und Flipflops und dem Versuch, den Müll von den Seen fernzuhalten, beschreibt dieser Text das Zusammenspiel von gutem Willen und immer neuen Schwierigkeiten.
ZU WATERJOURNALISTS AFRICA
INDIEN
Schäume sind (keine) Träume
In Bengalores Seen könnte man aktuell ein Schaumbad nehmen, wohltuende Wirkung hätte das aber wahrscheinlich nicht. Eher im Gegenteil. In der am zweitschnellsten wachsenden Stadt Indiens, ehemals ›Stadt der Seen‹ genannt, sind nahezu alle Gewässer in schlechtem Zustand. Das Sanitärsystem konnte mit dem Bevölkerungswachstum nicht mithalten, Haushaltsmüll, landwirtschaftliche Abfälle und Industrieabwässer fließen ungehindert in die Seen. Zum Schäumen bringen sie aber das darin enthaltene Phosphor und Lipide, also Fette.

Doch der lokale Unternehmer Julesh Bantia hat eine Lösung: Er will Bengalores Kläranlagen ein wenig modifizieren und so Biodiesel gewinnen. Die Fette in den Fäkalien und anderen Stoffen im Abwasser werden aktuell nur unzureichend gefiltert, sie könnten allerdings statt Seen zu verschmutzen sinnvoll zur Mobilitätswende beitragen. Nur: Die lokalen Behörden sind noch nicht überzeugt.
ZUM EARTH JOURNALISM NETWORK
 
Breitengrade-Quiz
Wie viele natürliche ›große Seen‹, mit einer Fläche über 50 ha, gibt es in Österreich?
A) 19
B) 43
C) 62

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Auflösung aus #28: Laut dem Sabin Center of Climate Litigation gab es global gesehen bereits 2662 Klimaklagen. Glückwunsch an Andrea!

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Herzliche Grüße
Paul Koren

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